Vom 7. bis 9. September fand in Antwerpen die erste europäische Konferenz zum ADNP-Syndrom statt. Frank Kooy, Leiter der Forschungsgruppe, und Kelly Verbruggen, Mutter von Cedrik, dem weltweit ersten diagnostizierten Kind, hatten die 3-tägige Konferenz an der Universität Antwerpen organisiert und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie betroffene Eltern dazu eingeladen.
Am 7. und 8. September 2022 tauschten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern über die Forschungsergebnisse aus. Am Donnerstagabend fand ein Empfang im Rathaus von Antwerpen statt, wo sich Eltern und Forschende im repräsentativen Rahmen kennen lernen konnten. Der Bezirksbürgermeister begrüßte alle Anwesenden im historischen Ambiente und dankte den Forschenden und den Eltern für ihren Einsatz um Verbesserung des Leben der betroffenen Kinder.
Am 9. September 2022 fand der Family Community Day statt, wobei sich ungefähr 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ca. 40 Eltern von Kindern mit ADPN-Syndrom an dem Ort trafen, an dem das ADNP-Syndrom 2009 zum ersten Mal diagnostiziert worden ist. Mit Arno und Lotta waren auch zwei Kinder aus Deutschland mit dem Syndrom anwesend. In verschiedenen elterngerechten Vorträgen wurde der Stand der Forschung erläutert. In den Pausen konnten sich Eltern und Forschende austauschen und Fragen stellen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Kelly Verbruggen und Frank Kooy schilderte Anke van Dijk in einem kurzen Abriss, wie es zur Entdeckung des ADNP-Syndroms kam und wie die weitere historische Entwicklung war.
Claudio d’Incal erläuterte, wie die Forschenden drei verschiedene Mutationen des ADNP-Gens an Mäusen nachbilden konnten und den Nachweis erbrachten, dass Veränderungen im ADNP-Gen in Mäusen und Menschen vergleichbare Auswirkungen auf Körper und Verhaltensweisen haben. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass Medikamentenversuche an Mäusen verlässliche Rückschlüsse auf die Wirkungsweise beim Menschen zulassen. Dieser Nachweis ist besonders wichtig für die Forschung von Illana Gozes an NAP mit Mäusen.
Ludovico Rizzutti aus Mailand erläuterte die Stammzellforschung im Zusammenhang mit der Forschung am ADNP-Gen.
Patricia van de Walle stellte die diagnostische Methode GAIT zur Ganganalyse vor, mittels derer gezielte Therapieansätze zur Verbesserung von motorischen Beeinträchtigungen beim Laufen und Gehen entwickelt werden können. Es besteht speziell für Kinder mit ADNP-Syndrom die Möglichkeit der Teilnahme an einer wissenschaftlichen Studie zu GAIT. Bitte kontaktieren Sie hierfür Patricia van de Walle.
Illana Gozes von der Universität Tel Aviv stellte die neuesten Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Forschung an einem vielversprechenden Medikament namens NAP bzw. Davunetide vor. Sie konnte mit Ihrer Forschungsgruppe im Versuch an Mäusen nachweisen, dass ein kleiner Bestandteil des ADNP-Gens namens NAP eine zentrale Bedeutung in der Bindung und Regulierung anderer Proteine bspw. des im Zusammenhang mit Autismus-Spektrum-Störungen stehenden SHANK3-Proteins spielt. Mit der Gabe von NAP an Mäuse mit ADNP-Syndrom konnten die zuvor beobachteten Einschränkungen im Verhalten und Physiologie der Mäuse zu einem großen Teil korrigiert werden. Derzeit versucht Illana Gozes mit ATED Therapeutics Ltd. Investoren für eine weltweite klinische Studie zu finden. Die Vorbereitung zur Genehmigung der Studie durch die US-amerikanische Genehmigungsbehörde FDA sind im Gange. Der ehrgeizige Zeitplan sieht einen Beginn der Doppelblind-Studie für Anfang 2023 vor.
Alexander Kolvzon vom Seaver Autismus Center des Mount Sinai Gesundheitszentrums New York stellte die Ergebnisse der Ketamin-Studie vor. Es konnte gezeigt werden, dass die einmalige Gabe von Ketamin einen nachweisbaren Effekt auf das Verhalten von Kindern mit ADNP-Syndrom hat. Über die Langzeitwirkung konnte die auf einmalige Gabe und 4 Wochen Monitoring ausgelegte Studie keine Aussage treffen. Eine Folgestudie ist in Planung.
Sandra Bedrosian Sermone, selbst Mutter eines betroffenen Kindes und Gründerin der ADNPKids Research Foundation und des ADNPKids Network, machte in ihrem Vortrag deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit und Unterstützung der Eltern für die Wissenschaft ist. Die Eintragung in die Datenbank der ADNPKids Research Foundation und der Datenbank humandeseasegenes.nl/adnp ist für die Forschenden von außerordentlicher Wichtigkeit. Die Eltern-Vertreter einzelner Länder der ADNPKids Foundation sollen für die Zusammenarbeit die zentrale Anlaufstelle bilden.
Eine große Herausforderung stellt die Finanzierung von Studien dar. Weltweit sind im September 2022 an die 450 Kinder bekannt. Durch private Spendenaktionen der ADNPKids-Community konnten in den USA verschiedene erste Studien finanziert werden.
Die Konferenz wurde aufgezeichnet. Die Vortragsdokumente und die Aufzeichnung finden sich im Downloadbereich.